Steckbrief
Der rebellische Parlamentarier
- Geboren: 2.1.1814
- Gestorben: 8.10.1886
- Geburtsort: Rotterdam
- Beruf: Politiker
- Gruppe: Revolutionär
Er war einer der führenden Berliner Demokraten in der Revolution 1848 – und der Hauptredner bei der Beerdigung der Opfer ihrer Niederschlagung: Georg Jung.
Jung arbeitete im preußischen Justizdienst, mit dem Minister geriet er jedoch bald in Konflikt und verließ den Staatsdienst. Es war wohl seine demokratische Gesinnung, mit der die Ministerriege nicht übereinkam. Denn mehrfach hatte er demokratisch orientierte Schriften veröffentlicht und war Junghegelianer, also Mitglied jenes Diskussionszirkels von Intellektuellen, der in den frühen 1840er-Jahren zu den aktivsten Kreisen gegen die repressiven politischen Verhältnisse zählte.
An der Revolution 1848 beteiligte er sich als einer der führenden Köpfe der demokratischen Bewegung in Berlin. Als Präsident des „Politischen Clubs“ – im Mai explizit in „Demokratischer Club“ umbenannt – hatte er viele revolutionäre Ideen und Ziele selbst mitgeprägt. Nach der Niederschlagung der Berliner Märzrevolution war Georg Jung einer der Hauptredner bei der Beerdigung von 183 Todesopfern. Am 22. März 1848 legte er den Gefallenen Revolutionär*innen auf dem eigens dafür angelegten Friedhof der Märzgefallenen die Worte in den Mund: „Wir haben mit unserem Blute euren Bürger- und Freiheitsbrief besiegelt.“
Jung wurde noch 1848 Mitglied der preußischen Nationalversammlung – und blieb deren Eröffnung durch den König fern –, forderte mit seinen Mitstreitern die Souveränität des Volkes, keine Vetomöglichkeit für den König und die alleinige Zuständigkeit der Erarbeitung der Verfassung durch das Parlament. Seine Redebeiträge waren oft drastisch und radikal, was ihm Popularität beim „einfachen Volk“ brachte, aber auch die Stimmung aufheizte. Und die gipfelte im Zeughaussturm vom 14. Juni 1848 – dem heftigsten revolutionären Aufstand in Berlin seit dem 18./19. März.
Jung wurde 1849 in die zweite Kammer des Preußischen Landtags gewählt und war noch einmal von 1863 bis 1876 politisch aktiv, als er (zunächst für die Fortschrittspartei, ab 1867 dann für die Nationalliberalen) im Preußischen Abgeordnetenhaus saß.