Henriette Zobel

Henriette Zobel wurde am 23. Februar 1813 in Frankfurt-Oberrad geboren und erregte als sogenannte schirmschwingende Furie Aufsehen in weiten Teilen des Deutschen Bundes.

Da sie schon früh politisches Interesse entwickelt hatte, war sie während der Revolution von 1848/49 bei zahlreichen Debatten der Deutschen Nationalversammlung in der Frankfurter Paulskirche als Zuschauerin dabei.

Im Herbst 1848 kam es rund um die Paulskirche zu Aufständen, wobei die beiden Abgeordneten Hans Adolf Auerswald und Fürst Felix von Lichnowsky getötet wurden. Henriette Zobel soll hieran maßgeblich beteiligt gewesen sein, so soll sie mit ihrem Regenschirm auf die Abgeordneten eingeprügelt und Steine geworfen haben. Ebenfalls soll sie angeblich die Worte „Das ist der Spitzbub, der das Volk schon lang genug gemordet hat; dem gehört eine Kugel vor den Kopf“ gerufen haben.

Henriette Zobel wurde am 24. September festgenommen und ihr Regenschirm als Beweisstück sichergestellt. Ob sie jedoch tatsächlich mitverantwortlich für den Tod der Männer war, spielte nicht die zentrale Rolle bei ihrem Prozess. Vielmehr ging der Obrigkeit darum, ein Exempel zu statuieren. Allein, dass sich Henriette Zobel politisch interessierte, scheint nach dem Gerichtsgutachter Grund genug für ihre Schuld zu sein – während des Prozesses zeichnet dieser von ihr ein Bild einer emotional labilen Person und bestätigte somit das Vorurteil, dass Frauen zu emotional für Politik seien und man sie deshalb davon fernhalten müsse.

Mit dem Urteil ließ man sich reichlich Zeit, ganze fünf Jahre musste Henriette Zobel in Untersuchungshaft warten. Als sie dann 1853 schlussendlich verurteilt wird, ist die Ungleichheit der Geschlechter an der unverhältnismäßigen Härte des Urteils deutlich erkennbar: 16 Jahre lang soll sie in einem Zuchthaus verbringen. Jedoch kann sie aufgrund ihres schlechten gesundheitlichen Zustands 1865 dieses vorzeitig verlassen.

Über Henriette Zobels weiteres Leben ist nichts bekannt, ebenso sind Sterbeort und -datum unbekannt.


Text vom Archiv der deutschen Frauenbewegung