Der adlige Revolutionär: Gustav von Lenski

Gustav von Lenski stammt aus einer ostpreußischen Adelsfamilie polnischer Herkunft. Er fühlte sich sowohl der deutschen Demokratiebewegung als auch dem Kampf der Polen um Unabhängigkeit verbunden. Seit 1845 lebte der Regierungsreferendar und Landwehrleutnant in Berlin.

Lenski wurde im September 1847 vorgeworfen, „kommunistische Ideen“ zu verbreiten. Er beteiligte sich während der Revolution von 1848 an den Barrikadenkämpfen in Berlin. In der Friedrichstraße/Ecke Taubenstraße und Ecke Kronenstraße kämpfte er am 18. März gegen das preußische Militär. Mit vielen anderen Menschen verteidigte er die aus Fässern, umgestürzten Wagen und allerlei Sperrgut schnell errichtete Barrikaden. Nicht nur Bürger und Arbeiter, auch Frauen und Kinder waren dabei. Gewehre, Äxte, Bajonette oder einfach Steine waren ihre Waffen. Die Frauen und Kinder machten Feuer und gossen Bleikugeln, um Munitionsnachschub für die Gewehre herbei zu schaffen. Nach einem zeitgenössischen Bericht war der Kampf an dieser Straßenecke besonders wütend. Geschossen wurde auch von einem Dach und aus den Fenstern der umliegenden Häuser.

Auf der Flucht vor dem übermächtigen Militär flüchtete Gustav bereits verwundet in das Eckhaus Friedrichstraße 190. Hinterher stürmte mit Soldaten General Karl von Prittwitz, der erst an diesem Tag das Oberkommando über die preußischen Truppen übernommen hatte. Gustav starb am nächsten Tag an den Folgen der dort erlittenen Schussverletzungen in der Charité. Sein Leichnam wurde zusammen mit den 183 anderen Opfern dieser Nacht auf dem Gendarmenmarkt aufgebahrt.

In großer Eile organisierte ein Bestattungskomitee die Errichtung eines neuen Friedhofs für sie im kurz zuvor angelegten Volkspark Friedrichshain, dem ersten öffentlichen Park Berlins – heute der Ausstellungs- und Gedenkort „Friedhof der Märzgefallenen“. Dort stifteten Gustavs Freunde zu seinem Andenken einen Grabstein, der aufwendiger gestaltet ist als alle anderen. Lenskis Andenken zu bewahren, hat Tradition in seiner Familie. Bis heute trifft sie sich jedes Jahr dort, um an den Großahn zu erinnern.

Was Gustav von Lenski nicht mehr erleben durfte, war die Befreiung der zum Tode verurteilten polnischen Freiheitskämpfer durch seine Freunde aus dem Moabiter Zellengefängnis. Angeführt von Ludwik Mieroslawski zogen sie unter dem Jubel der Berliner am 20. März durch Berlins Prachtstraße Unter den Linden.