Der Liebesblinde: Ludwig I.

Am 19. Oktober 1825 wurde Ludwig I. mit 39 Jahren König von Bayern. Er hatte sich gut vorbereitet: Er war an verschiedenen Universitäten unterrichtet worden und hatte als Offizier und Statthalter Erfahrungen in Militär und Verwaltung gesammelt. Er war verheiratet und hatte sieben Kinder. Zwei weitere wurden in den nächsten Jahren geboren.

Ludwig war von einem katholischen Pfarrer erzogen worden. Der hatte ihm einen strengen Glauben an das Gottesgnadentum beigebracht: Ludwig war davon überzeugt, dass er allein von Gott dazu auserwählt worden war, Bayern zu regieren. Diese Aufgabe nahm er sehr ernst. Im Sommer saß er schon um vier Uhr morgens am Schreibtisch. Von dort bestimmte er, wie hoch Häuser gebaut werden durften, wieviel Holz den Armen zugeteilt werden sollte und welcher Lehrer eine Stelle bekam. Alles wollte er selbst entscheiden. Sein Motto war: „Der König befiehlt, die Minister gehorchen.“ Trotzdem war er nicht unbeliebt, denn er war auch offen für neue Ideen. Schon im ersten Jahr als König hob Ludwig die Pressezensur auf. Durch seine Sparsamkeit hatte Bayern keine Geldprobleme mehr. Er liebte Kunst und ließ viele Kunstwerke und Gebäude in München errichten, um die Stadt zu verschönern.

Im Oktober 1846 lernte Ludwig eine junge Frau kennen, die sein Leben für immer verändern sollte. Lola Montez gab sich als 21-jährige spanische Tänzerin aus. Eigentlich kam sie aus Irland, war 25 Jahre alt und hieß Eliza James. Der mittlerweile 60-jährige König Ludwig war begeistert von ihr. Er nannte sie „Lolita“ und schenkte ihr ein Haus in München, in dem er sie täglich besuchte. Lola war für ihre Skandale bekannt. Sie nahm immer mehr Einfluss auf Ludwig und seine Politik. Viele Menschen beobachteten das mit Wut und Sorge. Dem König war aber egal, was andere von seiner Beziehung dachten. „Ihr Herz ist mein Sternenhimmel“, schrieb er über Lola in sein Tagebuch.

Gut ein Jahr später eskalierte die Situation. Lola war jetzt Gräfin von Landsfeld und erhielt regelmäßig Geld vom König. Wer sich darüber beschwerte, wurde entlassen. Ludwig ließ sogar die Universität schließen. Am Ende musste er einsehen, dass es so nicht weiterging. Die revolutionären Forderungen drangen auch nach Bayern. Als in Berlin die Revolution ausbrach, entschied sich Ludwig zum Rücktritt. Er wusste, dass ihm der Rückhalt fehlte, um diese politische Herausforderung zu meistern. Seine wahnhafte Liebe zu Lola Montez hatte den König von Bayern entthront. Zwei Jahre später trennte er sich von ihr.