Der Maßvolle: Eduard Speiser

Eduard kam als Sohn des Gastwirts Philipp David Speiser in Kirchheim unter Teck zur Welt und absolvierte dort eine Färberlehre. Nach mehreren Jahren auf Wanderschaft ließ er sich 1840 in Sinsheim nieder, wo er das Gewerbe ausübte, eine Familie gründete und am 11. April 1842 seine Meisterprüfung ablegte.

Der Färbermeister war „eifriger Demokrat“, wie ihn ein Bericht des Sinsheimer Gemeinderats im Rahmen einer Anklage wegen Hochverrats im September 1849 bezeichnete. Seit 1848 saß er selbst im Gemeinderat und überzeugte als begnadeter Redner. Seine Beteiligung an dem Ostermontagszug brachte ihm eine Gefängnisstrafe ein. Nach seiner Entlassung engagierte sich Eduard intensiv bei dem Aufbau des örtlichen demokratisch gesinnten Volksvereins, dessen Vorstand er wurde.

Eduard übernahm nach der Absetzung des radikalen Karl Gustav Mayer dessen Funktion des Zivilkommissärs für den Amtsbezirk Sinsheim und wurde ins Amt des Bürgermeisters gewählt. Ausgestattet mit solch gebündeltem politischen Handlungsspielraum neigte der Färbermeister jedoch oftmals zur Besonnenheit. Im Bericht des Gemeinderats wird ihm demnach attestiert: „Indessen bei dem lebhaften Interesse das er für die Demokratie nahm, war er sonst ehrlich und gutmüthig, that niemand absichtlich weh und wirkte für Aufrechterhaltung der Ordnung und für Schutz des Eigenthums […]“. Er konnte aber auch hart durchgreifen wie im Falle von sich verweigernden Bürgerwehreinheiten, die zur Befolgung ihrer Befehle gezwungen wurden.

Nach dem Scheitern der revolutionären Bewegung floh Eduard zunächst in die Schweiz. Ein von 65 Sinsheimer Bürgern unterzeichnetes, leidenschaftliches Gesuch an das Untersuchungsgericht auf eine milde Entscheidung konnte seine Verurteilung wegen Hochverrats nicht verhindern. Ende 1850 stellte sich der Färbermeister schließlich aus freien Stücken und wurde im Bruchsaler Zuchthaus inhaftiert. Zwei Jahre später erfolgte seine Begnadigung. Unter der Entlastung einer allgemeinen Amnestie in Baden konnte Eduard wieder in Sinsheim als Mitglied des Gemeinderates und zuletzt von 1881 bis 1889 erneut im Amt des Bürgermeisters politisch wirken. Es blieben ihm fast vierzig Jahre, um zusätzlich als Bezirksrat und Beirat der Höheren Bürgerschule die kommunalen Geschicke mitzugestalten. Darüber hinaus rief der umtriebige Revolutionär den Gewerbeverein, die Freiwillige Feuerwehr sowie den Vorschussverein, einen Vorläufer der heutigen Volksbank, ins Leben und übernahm dort jeweils leitende Funktionen.