Der Revolutionsgegner: Clemens von Metternich

Mitte März 1848 war der Großhändler Friedrich Mayern aus Graz von Wien nach London unterwegs. Er reiste in Begleitung seiner Ehefrau und seines Sohnes. Auf seinem Reisepass stand, dass er für „Privatgeschäfte“ sechs Monate in London bleiben wolle. In der tschechischen Stadt Teplitz betrat die kleine Reisegruppe ein Gasthaus, um sich zu stärken. Die anderen Gäste erkannten sofort: „Da ist der Fürst Metternich!“ Friedrich Mayern war nur einer von drei falschen Namen, die Clemens von Metternich während seiner Flucht aus Wien benutzte.

Jahrzehntelang war Clemens einer der einflussreichsten Politiker Europas gewesen. Er stammte aus einer adeligen Familie, die über Jahrhunderte immer wohlhabender und einflussreicher geworden war. Clemens kam ursprünglich aus dem Rheinland. Er hatte als Student im französischen Straßburg gelebt, als 1789 die Französische Revolution ausgebrochen war. Das war der erste politische Umbruch gewesen, den Clemens direkt miterlebt hatte.

Die folgenden Jahre waren für Clemens turbulent gewesen: Die adeligen Metternichs gehörten zum Feindbild der Französischen Revolution. Die ganze Familie hatte deshalb fliehen müssen. Letztendlich war Clemens in Wien gelandet und hatte dort bald Karriere gemacht. Der Kaiser war so begeistert von Clemens und seiner Arbeit gewesen, dass er ihn zum Außenminister gemacht hatte. Clemens hatte von da an ein Ziel verfolgt: Es durfte nie wieder zu einer Revolution in Europa kommen. Also hatte Clemens alles daran gesetzt, die geltende Ordnung zu bewahren. Die Entstehung von revolutionären Bewegungen hatte er um jeden Preis verhindern wollen. Dass er die Freiheitsrechte der Menschen stark eingeschränkt hatte, war ihm egal gewesen. Viele europäische Politiker waren seinem Beispiel gefolgt. Clemens von Metternich, der mittlerweile österreichischer Staatskanzler war, war so zum Aushängeschild einer rückwärtsgewandten Politik geworden. Als die Revolution den Deutschen Bund erreicht hatte, hatten viele daher zuallererst den mächtigen Metternich loswerden wollen. Deshalb war er jetzt wieder auf der Flucht.

Clemens erreichte London am 20. April 1848, nach über einem Monat Reise. Er fühlte sich verraten. Jahrzehntelang hatte er die Politik Österreichs, des Deutschen Bundes und Europas bestimmt. Jetzt stand sein Lebenswerk vor dem Aus: Es war trotz all seiner Bemühungen zu einer Revolution gekommen. Im Herbst 1851 kehrte er nach Wien zurück. Ein politisches Amt bekam er nie wieder.