Der Verpflichtete: Philipp Theissen

Philipp gilt als erstes Todesopfer der Berliner Straßenkämpfe vom 18. März 1848. Philipp war aber kein Revolutionär. Er starb „in Erfüllung seiner Pflicht als treuer Soldat“. So steht es auf einer Gedenktafel, die an ihn erinnert. Wie überzeugt Philipp aber tatsächlich von dem war, was er am letzten Tag seines Lebens tat, können wir nur vermuten.

Philipp war am 18. März 1848 gemeinsam mit einem Kameraden vor der Königlichen Hauptbank in der Jägerstraße in Berlin postiert. Die beiden Soldaten sollten das wichtige Gebäude schützen. Das war in Berlin ganz normal. Es gab viel mehr Soldaten als Polizisten in der Stadt. Philipp war 23 Jahre alt. Er kam aus einem kleinen Ort an der Mosel. Über seine Familienverhältnisse wissen wir nichts. Es ist aber sehr wahrscheinlich, dass er aus einer Bauern- oder Handwerkerfamilie kam. In Preußen galt die allgemeine Wehrpflicht. Der Wehrdienst dauerte zwei Jahre. Darüber, wer seinen Militärdienst tatsächlich ableisten musste, entschied das Los. Man konnte Glück oder Pech haben. Wer Teil des Militärs war, hatte zu gehorchen. Andernfalls drohten Gefängnis oder Tod. Für die jungen Männer vom Land bedeutete der Wehrdienst, dass sie ihren Familien in dieser Zeit nicht bei der Arbeit helfen konnten. Als Soldaten bekamen sie wenig Geld und lebten unter schlechten Bedingungen. Philipp Theissen gehörte zum Kaiser Franz-Garde-Grenadier-Regiment. Es bestand aus Männern, die aus ganz Preußen kamen. Vor ihm hatten schon Friedrich Engels und Theodor Fontane in diesem Regiment ihren Wehrdienst abgeleistet.

Philipp starb durch einen Schuss. Eine Gruppe Menschen war auf die beiden Soldaten vor der Hauptbank zugekommen und hatte Philipp aufgefordert, ihnen sein Gewehr zu geben. Philipp hatte sich geweigert. Erst wenige Jahre zuvor hatte das Kaiser Franz-Regiment eine neue Ausstattung bekommen. Die Gewehre der Soldaten waren jetzt viel einfacher zu bedienen und trafen zuverlässiger. Als die aufgebrachten Menschen versuchten, Philipp sein Gewehr zu entreißen, löste sich ein Schuss. Philipp starb in der folgenden Nacht.

Einige Tage später wurde Philipp auf dem Invalidenfriedhof beigesetzt. Der König ließ eine Gedenktafel aus Marmor und Gold an der Königlichen Hauptbank anbringen. In den 1850er Jahren wurde Philipps Leiche ausgegraben und zusammen mit der Gedenktafel an die Mosel geschickt. Er sollte in der Nähe seiner Eltern begraben werden. Die Gedenktafel in Berlin wurde durch ein neues Exemplar aus Bronze ersetzt.