Die Berliner Größe: Rudolf Virchow

 

Rudolf Virchow war Arzt. Und Naturwissenschaftler. Und Sozialpolitiker. Und Museumsgründer. Aber Revolutionär?

Ja, auch das. 1848 stand er aufseiten der Aufständischen. Nicht nur in Wort und Schrift, sondern tatsächlich auf den Barrikaden beteiligte sich der damals schon als Prosektor der Charité bekannte Arzt an den Straßenkämpfen in Berlin. Dafür wurde er im Jahr darauf seiner Stellung enthoben und musste Berlin verlassen. Erst 1856 durfte er beruflich in die Hauptstadt zurückkehren und übernahm den neu errichteten Lehrstuhl für Pathologische Anatomie und Physiologie an der Berliner Universität sowie damit verbunden das Direktorat des neu erbauten Instituts für Pathologie auf dem Gelände der Charité und der dort verorteten Prosektur.

Rudolf Virchow war zeitlebens von den Idealen der Revolution – Demokratisierung und soziale Gerechtigkeit – geprägt. Er vereinte in seinem Wirken wissenschaftlichen Universalismus, soziales Bewusstsein und politisches Engagement. Als Pathologe an der Charité festigte er mit seinem Zellenmodell das naturwissenschaftliche Denken in der Medizin. Auf politischer Bühne stritt er für bessere Lebensbedingungen in Stadt und Staat. 1859 wurde er in die Berliner Stadtverordnetenversammlung gewählt, zwei Jahre später gelang ihm der Sprung ins Preußische Abgeordnetenhaus, in dem er die von ihm mitbegründete liberale „Deutsche Fortschrittspartei“ repräsentierte. 1880 wurde er schließlich in den Deutschen Reichstag gewählt, dessen Mitglied er bis 1893 blieb.

Als Wissenschaftler war er längst eine unumstrittene Koryphäe. In Berlin allgegenwärtig, setzte sich Virchow für eine effektive Kanalisation, saubere Markthallen und Schlachthöfe, Schulen und moderne Krankenhäuser ein. Auf seinen Forschungsgebieten – Medizin, Anthropologie und Ethnologie, Kultur-, Ur- und Frühgeschichte – sammelte er und stieß bedeutende Berliner Museumsgründungen an.