Die Beschützerin aller Demokrat:innen: Kathinka Zitz

Kathinka erlebte die hoch aufgeladene politische Atmosphäre von Mainz in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Das Mainz der Napoleonischen Kriege und der Restauration, das Mainz der Revolution von 1848/49 und der folgenden Reaktion bildeten den politischen wie sozialen Hintergrund für Kathinkas Leben. Sie erhielt eine für die damaligen Verhältnisse außergewöhnliche literarische und musische Ausbildung in Mainz und Straßburg. Ihre Ausbildung wurde 1825 durch den Tod der Mutter beendet. Die familiären Verhältnisse zwangen sie dazu, ihren Lebensunterhalt als Schriftstellerin selbst zu bestreiten. Kathinkas wichtigste politische Leistung vor der Revolution war ihr Einstieg in die Journalistik. Ihre journalistischen Arbeiten erschienen vor 1848 in mindestens 40 Zeitschriften und Zeitungen. So war sie schon vor 1848/49 eine engagierte, literarisch und journalistisch geübte Autorin, die sich mit gesellschaftskritischen Publikationen zu Wort meldete.

In den Revolutionsjahren 1848/49 beteiligte sich Kathinka zunächst mit ihren politischen Gedichten, Parolen und Aufrufen für Freiheit und Demokratie am politischen und gesellschaftlichen Leben. Die Ablehnung der Reichsverfassung durch einzelne Mitgliedsstaaten des deutschen Bundes – vor allem aber durch Preußen – führte im Frühjahr 1849 zur sogenannten Reichsverfassungskampagne. Kathinka nahm nun aktiv handelnd an der Revolution teil. Am 16. Mai 1849 gründete sie in Mainz den Frauenverein „Humania“. Er verfolgte den Zweck, Hilfe für die verfolgten, gefangenen und emigrierten Demokrat:innen sowie deren hinterbliebenen Angehörigen zu organisieren, aber auch die kämpfenden Aufständischen z.B. durch die Bereitstellung von Waffen, Verbandsmaterial und Wäsche zu unterstützen. Als Präsidentin der „Humania“ versuchte Kathinka die Hilfeleistungen zu bündeln und als Netzwerk zu organisieren und stand somit im Mittelpunkt eines Netzes von Kontakten, das revolutionäre Männer und Frauen, demokratische Vereine und bedeutende Persönlichkeiten des demokratischen Lagers miteinander verband. Als sich im Sommer 1849 die Niederlage der Revolution abzuzeichnen begann, unternahm sie von Juni bis August 1849 zwei Reisen. Die Erste führte sie durch die mit preußischen Truppen besetzten badischen und pfälzischen Aufstandsgebiete. In der Zweiten reiste sie über Straßburg in die Schweiz, um zum einen die Hilfslieferungen für Gefangene und Geflüchtete persönlich zu überbringen. Zum anderen bestand die Intention der Reisen in der direkten Unterstützung der rheinhessischen Flüchtlinge und Gefangenen.

Kathinkas revolutionärer Elan ging vielen Vereinsmitgliedern zu weit. Es kam im Juni 1850 zu einem offenen Zwist zwischen den Mitgliedern, woraufhin Kathinka ihr Amt niederlegte. Die Mitgliederzahl sank daraufhin rasch auf nur noch wenige hundert. Die „Humania“ löste sich im September 1851 auf. Kathinka blieb zwar schriftstellerisch aktiv, doch ihre Werke fanden im Zuge der fortschreitenden Restauration keinen Anklang mehr.