Die besorgte Mutter: Elisabeth Haack

Elisabeth war eine relativ gut situierte Gerberfrau aus Adelsheim, einer kleinen Stadt im Odenwald. Sie war dreimal verheiratet und hatte sieben Kinder, von denen zwei in frühem Alter starben. Ungewöhnlich für eine Handwerkerfrau war, dass sie Tagebuch führte. Auch in Briefen an ihren ältesten Sohn Fritz, der Anfang 1849 in die USA auswanderte, berichtete Elisabeth fast täglich über die revolutionären Ereignisse in Baden.

In ihrer Stadt brach die Revolution bereits am 7. März 1848 aus. Am Abend drangen aufgebrachte Bauern in das Schloss ein, stürmten das Archiv und verbrannten die Akten. In diesen war festgehalten, welche Feudalabgaben Bauern an ihren Grundherrn zu zahlen hatten. Für Elisabeth waren die Aufständischen „ein Haufe[n] wilder und schreiender Menschen“. Die Revolutionäre verängstigten sie. Auch die Mairevolte des Jahres 1849 stellte für Sie eine Bedrohung dar.

Elisabeth berichtete über die Flucht des Großherzogs, die Ernennung der provisorischen Regierung und über die Rekrutierung der Bürgerwehr. Deren ständiges Aufmarschieren und das Trinken der Revolutionäre störte für Elisabeth die öffentliche Ordnung. Als ihr zweiter Sohn Gottlieb sich den „Freiheitsmännern“ anschloss, stellte sie sich Gottliebs Entscheidung nicht in den Weg. Ihre Gefühle beschrieb sie am 7. Juni 1849: „So eben habe ich Gottlieb seinen Ranzen gepakt, es ist hart für eine Mutter. Mein Herz blutet aber (…) er soll im Namen des Herrn gehen der der gerechten Sache den Sieg geben wird, er soll streiten für Gott und Vaterland.“

Am 23. Juni kehrte Gottlieb geschlagen zurück. „Mannheim, Heidelberg, die ganze Umgegend ist von Preußen besetzt“, klagte seine Mutter. Am 29. Juni 1849 berichtete sie, dass die Bürgerwehr entwaffnet wurde. Am 23. Juli kapitulierte Rastatt, am 18. August 1849 kehrte Großherzog Leopold aus dem Exil zurück. Über den Sieg der Preußen und die Wiederherstellung der alten Ordnung freute  sich Elisabeth nicht.

In ihren letzten Notizen über diese Zeit berichtete sie von zahlreichen Bekannten, die Adelsheim verließen und in die USA auswanderten. Auch ihr Mann Georg beschloss mit ihrem Einverständnis zu emigrieren. Seit 1851 lebte er bei der Familie seines Stiefsohnes Fritz in Watertown, USA. Ihr Sohn Gottlieb heiratete 1856 und übernahm die Gerberei. Elisabeth lebte mit ihren beiden unverheirateten Töchtern weiterhin im Haus der Familie und erfreute sich einer Schar von Enkeln.