Die Entkommene: Emily Edmonson

Emily Edmonson hatte dreizehn Geschwister. Ihre Familie stammte von versklavten Menschen aus Afrika ab. Ihre Vorfahren waren in die USA verschleppt, dort gefangen gehalten und zur Arbeit gezwungen worden. Emilys Vater Paul war mittlerweile ein freier Mann. Sein Besitzer war gestorben. Paul lebte auf einer kleinen Farm im Bundesstaat Maryland nahe Washington D.C. In der Nähe lebte auch die Besitzerin seiner Frau Amelia. Amelia war zwar eine Sklavin, aber ihre Besitzerin erlaubte ihr, auf der Farm ihres Mannes zu wohnen. Schwarze Kinder erbten bei ihrer Geburt den Status ihrer Mutter. Emily und ihre dreizehn Geschwister wurden somit als Sklavinnen und Sklaven geboren. Sie gehörten von Geburt an der Besitzerin ihrer Mutter.

Wenn die Kinder der Edmonsons alt genug waren, wurden sie im nahen Washington D.C. an wohlhabende Familien vermietet. Emily hatte so gerade begonnen, als Dienstmädchen zu arbeiten. Als im Jahr 1848 an vielen Orten in Europa die Revolution ausbrach, hörte man auch in den USA davon. Am 13. April wurde deswegen ein Fest in Washington veranstaltet. Emilys Bruder Samuel bekam das mit. Er diskutierte mit seinen Freunden über die neuen Freiheiten, die durch die Revolution erkämpft werden sollten. Sie beschlossen: Diese Freiheiten müssten auch für sie gelten. In einigen nördlichen Staaten der USA war die Sklaverei schon verboten. Samuel machte mit seinen Freunden einen Plan: Sie wollten mit einem Schiff über einen Fluss heraus aus Washington und Maryland Richtung Norden segeln. Dort könnten sie dann in Freiheit leben.

Samuel erzählte auch Emily davon. Insgesamt 77 Schwarze Menschen versuchten am 15. April 1848 mit einem Segelschiff in die Freiheit zu entkommen. Emily, Samuel und ihre Schwester Mary waren dabei. Aber das Wetter spielte nicht mit. Ein starker Wind zog auf und das Schiff musste in einem Hafen anlegen. So konnten die wütenden Sklavenbesitzer die Geflüchteten wieder gefangen nehmen.

Die gescheiterte Flucht sorgte für Aufsehen. Insbesondere das Schicksal von Emily und Mary berührte viele Menschen. Ihre Besitzerin wollte die Schwestern in den Süden der USA verkaufen. Dort waren die Lebensverhältnisse von Sklavinnen noch schlimmer. Ihr Vater Paul wollte das verhindern. Mithilfe einer Kirchengemeinde sammelte er genug Spenden, um seine Töchter am 4. November 1848 freizukaufen. Emily konnte jetzt zum ersten Mal eine Schule besuchen. Sie setzte sich für den Rest ihres Lebens für die Rechte Schwarzer Menschen und ein Ende der Sklaverei ein.