Die Schreibende: George Sand

Aurore Dudevant war 26 Jahre alt, als sie ihre Familie verließ. Bisher hatte sie mit ihrem Ehemann und ihren zwei Kindern in einem großen Landhaus im französischen Ort Nohant gelebt. Aber Aurore träumte von einem anderen Leben: Sie wollte Schriftstellerin werden. Dafür musste sie nach Paris. Mit ihrem Ehemann machte sie einen Trennungsvertrag. Darin stand, dass sie in Zukunft immer abwechselnd für drei Monate in Paris und Nohant leben würde. Sie wollte ihre Kinder nicht verlassen. Das war im Januar 1831. Ein gutes Jahr später kannte Aurore schon viele wichtige Menschen in Paris und hatte einige Texte veröffentlicht – darunter sogar schon ein erster Roman. Im Mai 1832 gab sie sich einen Künstlernamen: Von jetzt an hieß sie George Sand.

George kümmerte sich nicht um Geschlechterrollen. Mal trug sie Kleidung, die typisch für Frauen war, mal kleidete sie sich wie ein Mann. Das war ungewöhnlich. Die Mode für Männer und Frauen war zu dieser Zeit sehr unterschiedlich. In ihren Geschichten schrieb George Sand über die Rolle von Frauen in der französischen Gesellschaft, über ihre alltäglichen Probleme und die Zwänge, denen sie ausgesetzt waren. Sie war schon bald sehr berühmt.

George Sand veröffentlichte mindestens einen Roman pro Jahr. Sie schrieb sehr viel. Sie interessierte sich auch immer mehr für Politik. Ihr war wichtig, dass die französischen Arbeiterinnen und Arbeiter eine Stimme bekamen. Die meisten wichtigen Menschen in Frankreich hatten viel Geld. Sie wussten wenig über das harte Leben der armen Leute. Deshalb unterstützte George Sand Autorinnen und Autoren, die aus dem ärmeren Teil der Gesellschaft kamen. Sie stellte ihnen wichtige Personen vor, unterstützte sie beim Schreiben und schrieb selbst Einleitungen für ihre Bücher.

Als 1848 die Revolution ausbrach, reiste George Sand sofort aus Nohant nach Paris. Sie freute sich sehr. Sie schrieb viele Texte für Zeitungen, in denen sie die Revolution feierte. Sie warb für eine Gesellschaft, in der alle Menschen ohne Ausnahme die gleichen Rechte und Chancen haben sollten. Sie setzte sich auch dafür ein, dass Menschen, die sie kannte und mochte, an der neuen Regierung mitarbeiten konnten. Sie nutzte ihr Talent als Netzwerkerin. Aber schon nach wenigen Monaten war ihre Begeisterung verflogen. Im Sommer reiste George Sand zurück nach Nohant. Sie hatte den Eindruck, dass die Menschen in Frankreich noch nicht bereit waren für eine echte Revolution. Das ärgerte sie. Ab 1867 lebte sie nicht mehr in Paris.