Mit Feder und Pistole: Mathilde Franziska Anneke

„Für die Befreiung des Weibes zu kämpfen und zu arbeiten“ lautete das Credo von Mathilde Franziska, eine der bedeutendsten Akteurinnen der Revolution von 1849/49 und zu einer der wichtigsten Pionierinnen der deutschen Frauenbewegung.

Mathilde Franziska stammte aus einem gut situierten Elternhaus, das ihr eine behütete Kindheit und eine für damalige Verhältnisse recht umfangreiche Bildung angedeihen ließ. Mit 19 Jahren heirate sie den wohlhabenden Weinhändler Alfred von Tabouillot. Alfred entpuppte sich jedoch schon bald als alkoholabhängiger und gewalttätiger Ehemann. Der mehrjährige und demütigende Scheidungsprozess löste bei Mathilde Franziska einen persönlichen Emanzipations- und Politisierungsprozess aus. Sie begann sich verstärkt mit der Situation der Frauen und ihrer Rechtlosigkeit kritisch auseinanderzusetzen.

Ab 1843 verdiente sie ihren Lebensunterhalt als Journalistin und schrieb Artikel für die wichtigsten Zeitungen des Vormärzes wie der Augsburger Allgemeinen und der Kölnischen Zeitung. Mathilde Franziska zog nach Münster und lernte in den örtlichen Debattier- und Leseclubs den Offizier und künftigen Ehemann Friedrich „Fritz“ Anneke kennen.

1847 veröffentlichte Mathilde Franziska ihre Streitschrift „Das Weib im Conflict mit den socialen Verhältnissen“. Darin kritisierte sie die patriarchalen Strukturen, die Frauen systematisch entmündigten und rief die Frauen dazu auf, gegen diese Verhältnisse anzukämpfen und untereinander Solidarität auszuüben.

Im gleichen Jahr zog Mathilde Franziska mit ihrem Mann nach Köln. Dort wurde sie zu einer zentralen Figur des Vormärz. Sie veranstaltete regelmäßig Salons und gründete die Neue Kölnische Zeitung. Die Zeitung wurde bereits nach wenigen Ausgaben verboten. Sie erschien jedoch unter dem Decknamen „Frauen-Zeitung“ weiter.

Im Jahr 1849 beteiligte sich Mathilde Franziska an den badisch-pfälzischen Kämpfen gegen die Preußen. Mit der Niederschlagung der Aufstände floh das Paar Anneke über den Rhein nach Frankreich. Von oder aus emigrierten sie in die USA nach New York. Nachdem das Paar sich in Milwaukee/Wisconsin niedergelassen hatte, setzte Mathilde Franziska ihr frauenpolitisches Engagement fort. Sie knüpfte Kontakte zur US-Frauenbewegung, veröffentlichte 1852 die deutschsprachige Frauen-Zeitung und gründete gemeinsam mit ihrer Freundin Cecilia Kapp das Milwaukee-Töchter-Institut.