Café Pilvax

Bereits im Vormärz war die Pilvax-Allee im Stadtzentrum Budapests der Treffpunkt revolutionärer Jugendlicher. Im Jahr 1838 in Besitz von Ferenc Privosky unter dem Namen Café Renaissance, übernahm der Gastronom Károly Pilvax den Laden im Jahr 1841. Im Café verweilten Besucher:innen zum Zeitvertreib. Sie spielten Karten, lasen Zeitungen, aßen und unterhielten sich.

Viele Ungar:innen politisierten sich in den über 40 Cafés der Stadt, in denen sich am Vorabend der Revolution weitreichende Netzwerke herausbildeten. 1846 vermietete Pilvax seinen Laden an János Fillinger. Bald trafen sich hier führende Revolutionäre, darunter Mór Jókai (1825–1904), Sándor Petőfi (1823–1849), and Mihály Tompa (1817–1868). Das Pilvax wurde so zum Zentrum der revolutionären Intellektuellen und Radikalen. Hier kam es 1846 auch zum symbolischen Schulterschluss zwsichen den beiden Träger:innenzirkeln der Unabhängigkeitsbewegung, der Tízek Társasága (Gesellschaft der Zehn) und dem Zusammenschluss der Anwälte und Studenten, angeführt von Pál Vasvári (1826–1849). Fortan fungierten sie gemeinsam unter dem Namen Fiatal Magyarország, oder die „junge ungarische“ Bewegung. József Irinyi (1822–1859) führte im Café Pilvax die Gedanken von Lajos Kossuth (1802–1894) weiter und verfasste an einem Tisch des Cafés die 12 Forderungen der ungarischen Revolution. Einige Revolutionär:innen, so die Erzählung, verbrachten so viel Zeit im Café, dass sie sich ihre Post hierher schicken ließen.

Mit Freude verbreitete sich im geräumigen Laden am 14. März 1848 die Nachricht über den Ausbruch der Revolution in Wien, der Hauptstadt des habsburgischen Vielvölkerstaates. Von da an wurde das Café „Halle der Freiheit“ genannt und fungierte als Rekrutierungsbüro während des Freiheitskampfes. Heute noch witzeln Kenner:innen der Revolution: „Noch ein Kaffee, bevor die Revolution beginnt!“ Nach mehreren Inhaber- und Namenswechseln wurde das Gebäude, das einst das Café beherbergte, 1910 abgerissen. Heute findet sich eine Gedenktafel am alten Ort, die an die Geschichte des Café Pilvax  erinnert.