Revolution im Schnelldurchlauf

Das Hambacher Fest am 27. Mai 1832. Gemälde, vermutlich 1948, von Hans Mocznay (1906-1996). Berlin, Deutsches Historisches Museum.

Europa im Umbruch

Wie ein Lauffeuer verbreitete sich Mitte Februar 1848 in Europa die Nachricht über eine erneute Revolution in Frankreich. Bereits im Vormärz organisierten sich Kritiker:innen der überkommenen politischen und sozialen Verhältnisse - wie auf dem oben abgebildeten Hambacher Fest (1832) - aus ganz Europa. Sie formulierten gemeinsame Ziele und dachten Europa neu. In Paris gingen am 12. und 13. Februar Studenten und Arbeiter:innen auf die Straßen, um für ein allgemeines Wahlrecht zu kämpfen. Am 24. Februar dankte der als Bürgerkönig bekannte Louis Philippe I. ab. Das Ende seiner Herrschaft gab für Demokrat:innen in ganz Europa den Anstoß, in ihren Ländern aufzubegehren.

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Die Via Macqueda in Palermo am 12. Januar 1848. Erste Zusammenstöße zwischen Revolutionär:innen und Burbonischen Truppen. Bildrechte: AGK-Images.

Der sizilianische Unabhängigkeitskampf

12. Januar 1848 - 15. Mai 1849

Der 12. Januar 1848 markiert die Vorwehen der europäischen Revolution von 1848/49. Auf den Straßen Palermos kämpften Revolutionär:innen für die Unabhängigkeit der Insel Sizilien und vom aristokratischen Großgrundbesitz und der Regierung im fernen Neapel. Die Mittelmeerinsel gehörte zum damaligen Königreich beider Sizilien. Dieses bestand aus der Insel Sizilien und dem südlichen Teil Italiens. Hauptstadt und königliche Residenz war die Stadt Neapel. Bereits nach zwei Wochen brachten die Aufständischen Sizilien unter ihre Kontrolle. Die einstigen Herrscher konnten lediglich die Festung Messina halten.

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Alphonse de Lamartine (Bildmitte, mit erhobenem Arm) verwehrt am 25. Februar 1848 Sozialrevolutionären mit der roten Fahne das Eindringen ins Hôtel de Ville. Ölgemälde von Henri Felix Emmanuel Philippoteaux.

Februarrevolution in Paris

22. - 25. Februar 1848

Im Februar 1848 entlud sich eine lang angestaute Unzufriedenheit über den französischen König und seine Regierung. Louis-Philippe I. war im Verlauf der sogenannten Julirevolution 1830 auf den französischen Thron gekommen. Hoffnungsvoll und optimistisch hatten die damaligen Revolutionär:innen Louis-Philippe ihren "Bürgerkönig" genannt. Frankreich sollte eine moderne, demokratische und sozial gerechtere Monarchie werden. Fast zwei Jahrzehnte später waren diese Hoffnungen immer noch nicht erfüllt. Durch die Industrialisierung waren Wohlstand und Selbstbewusstsein des Bürgertums stark angewachsen und so forderte es immer energischer das Recht zur politischen Mitbestimmung im Land ein. Das politische Klima wurde auch noch durch die Schattenseiten des wirtschaftlichen Fortschritts angeheizt. Soziale Not, Verarmung und Verelendung wurden zunehmend zu einem Massenphänomen, vor allem in der Hauptstadt Paris.

Am 22. Februar 1848 gingen zunächst bürgerliche Gruppen in Paris auf die Straßen und machten sich für ein tolerantes Vereinsrecht sowie das allgemeine Wahlrecht stark. Am Folgetag schlossen sich Arbeiter:innen und weitere Bevölkerungsgruppen den Protesten an.

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Lola Montez, Flucht 1848 / Illustr.Chron - - Lola Montez, Fuite 1848 / Chronique illustrée

Der Rücktritt des bayrischen Königs im März

3. - 6. März 1848

Am 3. März übergaben liberale Aktivist:innen im Münchner Rathaus eine Petition mit Märzforderungen. Bereits zwei Tage zuvor war die Regierung von König Ludwig I. zum Rücktritt gezwungen worden und der Monarch selbst sah sich einer wachsenden öffentlichen Kritik ausgesetzt. Die bayrische Regierung hatte die Not kaum lindern können, die durch europaweit verzeichnete Missernten in den Jahren um 1848 auch Bayern betroffen hatte. Das Fass zum Überlaufen brachte jedoch die skandalträchtige Affäre des Königs mit der irischen Tänzerin Lola Montez. Nach zahlreichen kostspieligen Geschenken an seine Geliebte, wollte er ihr nun auch die bayrische Staatsbürgerschaft verleihen. Dies stieß besonders bei der bayrischen Oberschicht auf Ablehnung. Der Rückhalt für den König schwand in der Bevölkerung, die Regierung war nicht länger bereit, den König zu unterstützen.

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Defilee der Nationalgarde auf dem Platz Am Hof in Wien. Heeresgeschichtliches Museum Wien, Wien.

Märzrevolution in Wien. Der Sturz von Metternich

12./13. März 1848

Am 12. März kamen Studenten in der Aula der Wiener Universität zusammen und formulierten eine Petition mit Forderungen an Kaiser Ferdinand I. Die Revolution, die im Vormonat in Paris ausgebrochen war, rief im Vielvölkerstaat des österreichischen Kaiserreiches vielfältige Reaktionen hervor. Europaweite Transport- und Kommunikationswege machten die revolutionären Forderungen auch in Wien, Prag, Mailand und Pest greifbar. Sie beflügelten hier nicht nur den Wunsch nach Verfassung und Demokratie, sondern auch nach staatlicher Eigenständigkeit der italienischen, tschechischen, polnischen und ungarischen Kronländer von den Habsburgern.

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Demonstration vor dem Ungarischen Nationalmuseum am 15. März 1848. Sándor Petőfis trägt vor Ort Nemzeti Dal (Nationales Lied) vor.

Aufstände in ungarischen Städten Pest und Buda (Budapest) im März 1848

15. März 1848

Als in Wien Proteste gegen Metternich und Kaiser Ferdinand I. aufflammten, kam es auch in Ungarn zu öffentlichem Widerstand. Am 15. März fanden in den durch die Donau getrennten Städten Pest und Buda (heute Budapest) gewaltlose Massendemonstrationen statt. In der Innenstadt Pests versammelte sich eine Menschenmenge, um dem Dichter Sándor Petőfi zuzuhören. Das obige Bild illustriert die Versammlung vor dem Ungarischen Nationalmuseum.

Die revolutionären Ereignisse und Ideen, die sich im Frühjahr 1848 in ganz Europa verbreiteten, fielen in Ungarn auf besonders fruchtbaren Boden. Eine ungarische Unabhängigkeitsbewegung formierte sich, denn seit dem 16. Jahrhundert trugen die Habsburger auch die ungarische Königskrone. Ungarn war Teil ihrer multiethnischen Monarchie und wurde zunehmend in den Gesamtstaat integriert, der von Wien aus gesteuert wurde. Immer wieder flammten Kritik und Widerstand in Ungarn gegen diese Vereinnahmung auf. Die ungarischen Zielvorstellungen variierten jedoch zwischen einer neuen Verfassung für das Königreich Ungarn mit einem Habsburger als König bis hin zur vollständigen Unabhängigkeit von Wien. Letztlich überwog auf den Straßen von Buda und Pest die laute Forderung an Kaiser Ferdinand I. nach einer ungarischen Verfassung.

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Straßenkämpfe in Berlin am 18./19. März 1848. Bildrechte: AKG-Images.

Barrikadenkämpfe in Berlin

18. März 1848 - 19. März 1848

Nachdem die Wiener Bevölkerung das reaktionäre System Metternichs am 13. März gestürzt hatte und auch in Berlin der Druck auf die Regierung zusehends gestiegen war, sah sich der preußische König Friedrich Wilhelm IV. genötigt, am Morgen des 18. März in unverbindlichen Worten die politische Zensur aufzuheben und den noch ständischen Vereinigten Landtag vorzeitig einzuberufen.

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Ölgemälde von Friedrich Kaiser. Bildrechte: AKG-Images

Der Heckerzug. Erste Phase der Badischen Revolution

13. - 27. April 1848

Innerhalb des Deutschen Bunds blieb die Revolution nicht auf Preußen, Bayern und die Habsburgermonarchie begrenzt. In Baden fand schon am 27. Februar 1848 die Mannheimer Volksversammlung statt. Sie markiert den Beginn der Badischen Revolution. In den Folgewochen wurde das Großherzogtum Baden zu einem zentralen Schauplatz radikaldemokratischer Bestrebungen im Deutschen Bund. Es gilt bis heute als Wiege der Demokratie in Deutschland. Revolutionäre wie Friedrich Hecker und Gustav Struve versuchten zusammen mit anderen Radikaldemokrat:innen im April 1848 die Fürstenherrschaft zu beseitigen und riefen vergeblich die Republik aus.

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Proklamation der Provisorischen Regierung Schleswig-Holstein am 24. März 1848. Gemälde von Johannes Wilhelm Olde.

Die Schleswig-Holsteinische Erhebung

18. - 24. März 1848

In den von Dänemark regierten Herzogtümern Schleswig und Holstein machte sich 1848 eine Sorge breit. Die Regierung Dänemarks strebte eine neue Verfassung an, welche die beiden Herzogtümer enger an Kopenhagen und einen dänischen Gesamtstaat binden sollte. Die Nähe zum Deutschen Bund oder gar einem zukünftigen deutschen Nationalstaat schien dadurch unmöglich zu werden. Auch wenn beide Herzogtümer eng miteinander verbunden waren, so war Holstein Mitglied im Deutschen Bund, Schleswig aber nicht. Im Zuge der Verfassungsdebatte beanspruchten daher nationalliberale Gruppen Schleswig und Holstein entweder für Dänemark oder den Deutschen Bund.

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Der Kampf um die Porta Tosa in Mailand am 22. März 1848. Gemälde, zeitgenössisch, von Carlo Canella. Mailand, Civiche raccolte storiche. Bildrechte: AKG-Images.

Revolution in Mailand

18. März - 6. August 1848

Die Abdankung Metternichs in Wien am 13. März1848 löste im Vielvölkerstaat der Habsburgermonarchie ein politisches Erdbeben aus. In vielen Städten und Regionen hatten sich bereits in den Jahren vor 1848 Unabhängigkeitsbewegungen entwickelt, die entweder die Unabhängigkeit einer Teilregion oder die Zugehörigkeit zu einem anderen Bund, Staat oder Königreich verfolgten. In Mailand, dem politischen Zentrum der damals zur Habsburgermonarchie gehörenden Lombardei, demonstrierten am 18. März zahlreiche Menschen vor dem Gouverneurspalast. Protestierende überwältigten die Polizeiposten und brachten den Gouverneur in ihre Gewalt. Barrikaden wurden errichtet und der Wien treu ergebene Gouverneur musste einer Reihe von Forderungen zustimmen.

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Empfang der Polen vor dem Moabiter Gefängnis. Freilassung der inhaftierten Polen am 20. März 1848. Copyright: AKG-Images.

Polnischer Aufstand in der Republik Posen

20. März 1848 - 5. Mai 1848

In dem seit 1795 von den europäischen Großmächten Österreich, Preußen und Russland aufgeteilten Polen forderten Unabhängigkeitsbewegungen 1848/49 ebenfalls Freiheit, Demokratie und staatliche Selbständigkeit. Bereits 1830/31, nach der Pariser Julirevolution, war es zu einem Aufstand in dem vom zaristischen Russland beherrschten „Kongresspolen“ gekommen. Im April und Mai 1848 kam es, beflügelt durch die Berliner Märzrevolution, im preußisch beherrschten Posen zu einem Aufstand unter Ludwik Mierosławski, der in der Preußischen Nationalversammlung kontrovers diskutiert, aber schließlich von preußischen Truppen niedergeschlagen wurde.

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Der Brand der Scuola dei Morti bei San Geremia. Bombardement durch die Österreicher unter Graf Haynau ab 29. Juni 1849. Gemälde von Luigi Querena. Bildrechte: AKG-Images.

Die Republik des Heiligen Markus in Venedig 1848

22. März 1848 - 23. August 1849

Neben Mailand gehörte die Hafenstadt Venedig zu den Zentren der Revolution in Italien. Die Stadt und ihr Umland waren ebenso Teil des von den Habsburgern regierten Kaisertums Österreich. Der Sturz des mächtigen Staatskanzlers Metternichs sorgte daher auch hier für Demonstrationen für die Unabhängigkeit von der Habsburgermonarchie aus. Intellektuelle wie Niccolò Tommaseo und der Anwalt Daniele Manin forderten schon seit 1847 Verfassungsreformen. Am 22. März 1848 siegte die Revolution auch in Venedig.

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Ana Ipatescu führt revolutionäre Truppen im Juni 1848 an. Bildrechte: AKG-Images / De Agostini Picture Lib. / G. Dagli Orti.

Aufstände in Moldau, der Walachei und Siebenbürgen 1848

8. April 1848 - Sommer/ Herbst 1848

Die Revolution, die ihren Ausgang in Kerneuropa hatte, drang in den Folgemonaten bis an die europäischen Ränder vor. In Moldau, der Walachei und in Siebenbürgen probte die rumänische Bevölkerung den Aufstand gegen habsburgische, osmanische und russische Vorherrschaft.

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George Washington als Farmer am Mount Vernon, 1851. Das Gemälde ist Teil einer Serie über George Washington, gemalt von Junius Brutus Stearns. Virginia Museum of Fine Arts, Richmond.

Die Nachricht über das Ende der Sklaverei. Der gescheiterte Fluchtversuch der MS Pearl

13. April bis 19. April 1848

Im März 1848 legte das Dampfschiff Cambria in den USA an. Das Schiff hatte Zeitungen aus Europa über den Ausbruch der Revolution in Frankreich an Bord. Das Interesse war riesig. Rasch entzündete sich in den Vereinigten Staaten eine Diskussion über die Revolution in Europa. So beobachtete z.B. Frederick Douglass, der sich für die Abschaffung der Sklaverei in den USA einsetzte, aufmerksam die Debatte darüber in den französischen Kolonien. Er drückte seine Hoffnung aus, dass Europa den USA die Idee von "Freiheit für alle" vermitteln könne. 

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Sitzung der Nationalversammlung in der Frankfurter Paulskirche, ca. Juni 1848. Zeichnung von Ludwig von Elliott, 1848, Historisches Museum der Stadt Frankfurt.

Erste Zusammenkunft der gesamtdeutschen Nationalversammlung

18. Mai 1848

Als freie, lebendige und traditionsreiche Stadt im Zentrum des Deutschen Bundes, die sich als ehemals freie Reichsstadt eine gewisse Unabhängigkeit bewahren konnte, war Frankfurt am Main besonders geeignet als Standort für ein gesamtdeutsches Parlament. In nahezu allen Teilen des Deutschen Bundes stritten in teils gewaltvollen Erhebungen Menschen für demokratische Mitbestimmung.

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L’Abolition de l’esclavage dans les colonies françaises en 1848. Gemälde von François-Auguste Biard, 1848, Öl auf Leinwand, Château de Versailles.

Für ein Ende der Knechtschaft. Sklav:innenaufstände auf den Antillen

Mai 1848

Die Nachricht, dass die Revolution die „Mutterländer“ erfasste, beflügelte in den Kolonien den Kampf um Freiheit. Am 24. April 1848 verfasste der französische Politiker Victor Schœlcher ein im Hôtel de la Marine verfasstes Dekret zur Abschaffung der Sklaverei. Nur wenige Tage später hatten Aufstände auf den Antilleninseln Erfolg, auf Martinique wurde die Sklaverei abgeschafft. An Schœlcher und an die Abschaffung der Sklaverei 1848 wird noch heute in der Karibik erinnert.

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Bombardement in Prag 1848. General Windischgrätz bombardiert die Stadt. Kreidelithographie, koloriert, um 1848, Wien Museum. Bildrechte: AGK-Images.

Der Prager Pfingstaufstand

12. Juni 1848 - 17. Juni 1848

Viele der sich als slawisch und als eigenständige Nationen definierenden Bevölkerungsgruppen im Osten Europas teilten das Schicksal, von den Habsburgern in Wien regiert zu werden. In Tschechien, damals das zum Kaisertum Österreich gehörende Königreich Böhmen, kulminierten am 12. Juni Proteste gegen die österreichische Herrschaft. Diese waren nach dem Sturz Metternichs immer wieder aufgeflammt. Als das kaiserliche Militär Prag beschoss, stand die heute bei Tourist:innen beliebte Karlsbrücke im Zentrum der Kämpfe. Auf dem Bild sind die Barrikadenkämpfe vor dem Brückenturm zu sehen.

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Sturm des Volkes auf das Zeughaus in Berlin am 14. Juni 1848. Kreidelithographie, unbez. Aus: J.G.Zschaler, Das ewig unvergeßliche Jahr 1848, Dresden (C.G.Lohse) o. J., nach S. 258. Spätere Kolorierung. Bildrechte: AKG-Images.

Sturm auf das Berliner Zeughaus

14. Juni 1848 - 15. Juni 1848

Nach der Märzrevolution rangen die politischen Akteure in Berlin um die Interpretation des Geschehenen. Waren die Barrikadenkämpfe vom 18. März als erfolgreiche Revolution anzuerkennen, deren Ziele es nun umzusetzen galt? War Versöhnung die Lösung der schwelenden Konflikte? Revolutionäre Aktivist:innen bedrängten konservative Abgeordnete in der Preußischen Nationalversammlung, den Zielen und Errungenschaften des 18. März mehr Nachdruck zu verleihen. Erneut kam es zu gewaltsamen Ausschreitungen in der preußischen Hauptstadt. Diesmal blieben sie jedoch auf wenige Orte der Stadt begrenzt.

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Segnung der Aufständischen vom Juni 1848, die nach Algerien aufbrechen. Zeichnung um 1848, Eugène Bazin (1799-1866), Paris, Musée Carnavalet. Bildrechte: AKG-Images.

Der Juniaufstand in Paris und die Einverleibung Algeriens

22. Juni 1848 - 12. November 1848

Nicht nur in Berlin, sondern auch in Paris zeigte sich erst im Verlauf der Revolution, welche unterschiedlichen Zielsetzungen Menschen verfolgten, die noch zu Beginn der Revolution gemeinsam für politischen Wandel auf die Straße gegangen waren. Ab dem 22. Juni 1848 kämpften Pariser Arbeiter:innen mehrere Tage gewaltsam gegen die Schließung der französischen Nationalwerkstätten, die ihnen Lohn und Brot brachten. Auf die militant vorgetragene Forderung nach einem Recht auf Arbeit reagierte die neue Regierung mit brutaler Härte: 5.000 Arbeiter:innen starben, 25.000 wurden verhaftet. 11.000 Inhaftierte wurden in die Kolonien verbannt, nicht wenige, wie das obige Bild zeigt, nach Algerien verschifft. Die Ausweisung hatte Folgen. Bereits während der Februarrevolution war gefordert worden, dass die Errungenschaften der Revolution auch für die in Algerien lebenden Franzosen gelten sollten, denn Algerien war jetzt nicht länger Kolonie sondern Teil Frankreichs.

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Die Erstürmung des Burgthores. Rückeroberung Wiens durch die Truppen unter Fürst Alfred Windisch-Grätz, Oktober 1848. Kreidelithographie, koloriert, zeitgenössisch. Bildrechte: AGK-Images.

Oktoberaufstand in Wien

6. Oktober 1848 - 1. November 1848

Nicht nur in Berlin und Paris, auch in Wien hielten die revolutionären Aktivitäten im Verlauf des Jahres 1848 an. Nach der Märzrevolution kam es immer wieder zu gewaltvollen Zwischenfällen in der Hauptstadt des multiethnischen Kaiserreiches. Im Oktober eskalierte die Lage erneut. Auslöser waren die Konflikte in Ungarn. Arbeiter:innen und Studenten stellten sich Truppen entgegen, die von Wien aus am 6. Oktober Richtung Ungarn aufbrechen und dort die Erhebungen niederschlagen sollten.

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Proklamation der Römischen Republik am 9. Februar 1849. Litografie von Dante Grabriel Rossetti, 1861, Staatsbibliothek für Moderne und Zeitgenössische Geschichte Rom.

Die Revolution im Kirchenstaat. Die "Römische Republik" unter Mazzini und Garibaldi

15. November 1848 - 30. Juni 1849

Das Aufbegehren gegen Fremdherrschaft, für Unabhängigkeit und für ein geeintes Italien ließ auch die heutige Hauptstadt Rom nicht unberührt, welche damals das Zentrum des Kirchenstaates darstellte. 1848 bekleidete Papst Pius IX. das Amt des Pontifex und zog wegen seiner Neutralität gegenüber Österreich den Unmut der Revolutionär:innen auf sich, die ihn als „Feind des Vaterlandes“ bezeichneten. Am 15. November ermordeten Aufständische den päpstlichen Premierminister Pellegrino Rossi auf der Treppe des Palastes der Canellaria von Santo Constantini. Mit Gesängen wie „Gelobt die Hand, die heute den Rossi erstach“ zogen sie durch den Kirchenstaat.

Überall in Europa löste die Ermordung Rossis unter Konservativen und gemäßigten Kräften der Revolution große Bestürzung und Sorgen aus. Der Kirchenstaat galt wegen seiner "göttlichen Legitimation" als feste Säule der weltlichen Ordnung. Das Vordringen der Revolution bis in den Vatikan wurde von Konservativen als neue Qualität der Bedrohung betrachtet. Am Tag nach der Ermordung belagerten revolutionäre Kräfte den Quirinalspalast, in dem sich der Pius IX. aufhielt.

Ziel der Protestierenden war es, Rom zu einer Republik zu machen. In der Nacht vom 23. auf den 24. November 1848 flüchtete Pius IX. – als Priester verkleidet – bei Nacht und Nebel Richtung Neapel. Unterschlupf fand Pius in Gaeta. In Rom formierte sich jetzt die Republik. Am 21. Januar 1849 fanden freie Wahlen statt. Eine verfassungsgebende Versammlung folgte.

Die konservativen europäischen Mächte blickten mit großer Sorge nach Rom. Als Reaktion übten sie militärischen Druck auf die Republik aus. Wien mobilisierte seine Truppen und konnte den Republikaner:innen am 23. März 1849 in der Schlacht bei Novara eine erhebliche Niederlage zufügen. Im April 1849 erreichten französische und spanische Truppen die Ewige Stadt. Ihr Ziel war es, dem Papst wieder zur Macht zu verhelfen. Die Anführer der Republik kapitulierten am 30. Juni 1849. Am 3. Juli 1849 war Rom endgültig zurückerobert worden. Zentrale Akteure der italienischen Einigungsbewegung wie Giuseppe Garibaldi mussten ins Exil fliehen.


Freischärler im Gefecht bei Kirchheimbolanden 1849. Der Kampf der 17 tapferen Turner und Freischärler bei Kirchheimbolanden am 14. Juni 1849; Lithographie nach Augenzeugenberichten; publiziert 1880 im Verlag Paul Stumpf, Mainz.

Pfälzer Aufstand

2. Mai 1849 - 19. Juni 1849

Als die Revolution an vielen Orten Europas Mitte des Jahres 1949 bereits niedergeschlagen oder zumindest ins Stocken geraten war, begann auf dem Gebiet des Deutschen Bundes eine erneute Protestwelle. In vielen Staaten forderten Demokrat:innen die Anerkennung der Verfassung, die am 28. März 1849 von der Nationalversammlung in der Paulskirche verabschiedet worden war - so in der bayrischen Pfalz im Mai und Juni 1849. Dabei forderten sie die Abspaltung der Pfalz vom Königreich Bayern.

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Angriff auf die Barrikaden am Neumarkt. Truppen (Sächsische und Preußische) am Dresdner Neumarkt. Barrikaden der Aufständigen. „Hotel de Saxe“, Moritzstraße, „Hotel Stadt Rom“ (v.l.n.r). Ölgemälde, Stadtmuseum Dresden.

Der Aufstand in Sachsen

3. Mai 1849 - 9. Mai 1849

Wie in anderen Regionen des Deutschen Bundes konnten im Königreich Sachsen Demokrat:innen bei den Wahlen für den Landtag im September 1848 große Erfolge erzielen. Sachsen wurde von der Frankfurter Nationalversammlung aufgefordert, die am 28. März 1849 in der Paulskirche verabschiedete Reichsverfassung anzunehmen. Der von Demokraten dominierte Dresdener Landtag übte Druck auf König Friedrich August II. aus und forderte die Umsetzung der revolutionären Agenda. Der reagierte am 30. April 1849 mit der Auflösung des Landtags. Eine Gruppe von Dresdner Stadtverordneten organisierte aus Protest am 3. Mai einen Umzug der bewaffneten Kommunalgarde, der jedoch vom König untersagt wurde.

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Das 2te Bataillon Iserlohn Königl. Preuss. 16.ten Landwehrregiments seinen in verschiedenen Gefechten zu Baden im Jahre 1849 gefallenen Kameraden.

Letztes Aufbegehren. Iserlohn und die Reichsverfassungskampagne

10. Mai 1849 - 17. Mai 1849

Auf die Forderung, die Reichsverfassung anzunehmen, reagierten viele Teilstaaten mit der Auflösung regionaler Parlamente. In weiten Teilen des Deutschen Bundes brach daraufhin in der Bevölkerung ein Sturm der Entrüstung aus. In Preußen, zu dem Iserlohn als Teil der preußischen Rheinprovinz gehörte, wurde die Preußische Nationalversammlung durch den König gewaltvoll aufgelöst. Schikanen und das Vorgehen gegen Liberale in den preußischen Provinzen stärkten den Rückhalt aller demokratischen Kräfte in der Bevölkerung. Zur Verteidigung der Paulskirchenverfassung wurde die „Reichsverfassungskampagne“ ausgerufen. Die Ablehnung der Reichsverfassung durch die deutschen Fürsten provozierte auch in Westfalen gewaltsame Proteste.

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Regierungstreue Offiziere fliehen aus dem von aufständischen Soldaten umringten Schloss am 13. Mai 1849. Copyright: Wikimedia.

Revolutionäre Soldaten in Rastatt

11. Mai 1849 - 23. Juli 1849

Die Festung Rastatt wurde als Bundesfestung seit den frühen 1840er Jahren erbaut und sollte an der Grenze des Deutschen Bundes dessen Territorium vor möglichen französischen Angriffen schützen. Am Ende des Revolutionsjahres 1848/49 liefen hier stationierte Truppen zur Revolution über. Wie im Dresdner Maiaufstand oder beim Iserlohner Aufstand war es der Glaube an die verabschiedete Reichsverfassung und die in der Paulskirche tagende Nationalversammlung, die in Rastatt ein Band zwischen Soldaten, Bürgerwehr und revolutionären Kräften knüpfte.

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Die Grundrechte des deutschen Volkes. Kolorierte Lithographie, Adolf Schroedter. Frankfurt, 1848.

Die Revolution kommt in die Provinz. Der Prümer Zeughausturm

18. Mai 1849

Wie in der preußischen Region Westfalen, löste auch im Rheinland und an der Mosel die gewaltsame Auflösung der Parlamente Proteste aus. Zusammen mit Aufständen wie in Dresden sind diese Erhebungen als Maiaufstände bekannt und gelten als letztes revolutionäres Aufbegehren im Deutschen Bund. In Prüm, 65 Kilometer nördlich von Trier gelegen, stürmten Bürger:innen am 18. Mai das lokale Zeughaus in Verteidigung der im März  in Frankfurt verabschiedeten Grundrechte des deutschen Volkes.

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Die gewaltsame Auflösung des Rumpfparlaments durch württembergische Truppen. Illustration aus dem Magazine L'Illustration, Journal Universel 13, Nr. 331, June 30, 1849. Veneranda Biblioteca Ambrosiana, Mailand. Bildrechte: AKG-Images.

Auflösung der Frankfurter Nationalversammlung

30. Mai 1849 - 18. Juni 1849

Am 28. März 1849 beschloss die Nationalversammlung in Frankfurt am Main mit knapper Mehrheit, dem preußischen König die deutsche Kaiserkrone anzubieten. Friedrich Wilhelm IV. sollte das Oberhaupt eines vereinigten Deutschlands werden. Eine Delegation von 32 Abgeordneten, die sogenannte „Kaiserdeputation“, unterbreitete dem König dieses Angebot. Am 28. April lehnte Friedrich Wilhelm sowohl die Krone als auch die vom deutschen Parlament beschlossene Verfassung ab. Preußen verweigerte der Nationalversammlung zunehmend die Legitimation. Damit war das Ende des ersten gesamtdeutschen Parlaments eingeleitet.

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