Geschichtspark Zellengefängnis Moabit

Am 20. März 1848 wurden die polnischen Freiheitskämpfer nach fünf Monaten Haft aus dem Gefängnis in Moabit entlassen. Proteste der Berliner Öffentlichkeit hatten dies bewirkt. Ludwik Mierosławski (1814-1878) und die übrigen Befreiten bestiegen eine Kutsche – geschmückt mit der rot-weiß polnischen und der schwarz-rot-goldenen Fahne der deutschen Demokraten. Im Triumphmarsch zogen sie, begleitet von zehntausenden Berliner:innen, zur Universität. Dort bedankten sie sich und versicherten “im Namen der freigesinnten polnischen Nation: Friede und Freundschaft den Deutschen und Schutz gegen die russische Macht“. Die Berliner Bürger:innen feierten die Polen mit Jubel und Ovationen.

Am folgenden Tag wurde in der Zeitung „Berliner Zeitungs-Halle“ eine Dankadresse der Polen veröffentlicht. In dieser drückten sie aber auch Zweifel an den von König Friedrich-Wilhelm IV. (1795-1861) an sie gemachten Zugeständnissen aus. Dass diese Zweifel durchaus begründet waren, zeigte sich wenige Tage später, als das Ersuchen einer Delegation aus Posen nach nationaler Souveränität des Großherzogtums vom Monarchen abgelehnt wurde.

Seit 2006 befindet sich am historischen Teil des Gefängnisses, gleich gegenüber des Berliner Hauptbahnhofs, der Geschichtspark Zellengefängnis Moabit. Die beliebte Grünfläche ist von den fünf Meter hohen Backsteinwänden des einstigen Gefängnisses umgeben. Betonwände bilden eine Haftzelle nach. Informationsstelen berichten über das Leben Gefangener. In der nachgebauten Zelle erklingen Zeilen der „Moabiter Sonette“, die der Dichter Albrecht Haushofer (1903–1945) in seiner Haftzeit 1944/45 verfasst hat. Nach der Geschichte von Mierosławski und seinen Mitstreitenden sucht man vor Ort jedoch vergebens.