Revolution im Schnelldurchlauf

Im März 1848 trafen in Frankfurt 574 Politiker ein, die als Vorparlament damit beauftragt waren, Vorbereitungen für die bevorstehende Wahl einer gesamtdeutschen Nationalversammlung zu treffen. Nicht alle Staaten im Deutschen Bund folgten deren Vorgaben. Im April und Mai 1848 wurden die nach dem allgemeinen und gleichen Männerwahlrecht dazu berechtigten Bürger im Deutschen Bund dazu aufgerufen, Abgeordnete für das erste gesamtdeutsche Parlament zu wählen. In einigen Regionen des Bundes wurden per Direktwahl Abgeordnete bestimmt. In anderen Staaten wählten die Wahlberechtigten Wahlmänner, die dann ihrerseits die Abgeordneten wählten. Auch das Mindestalter wurde in den Einzelstaaten unterschiedlich gehandhabt. Das Wahlrecht war heiß umkämpft. Es entschied mit darüber, wie das Parlament gesellschaftliche Diversität und soziale Unterschiede abbilden können würde.

Bei der ersten Sitzung der deutschen Nationalversammlung am 18. Mai 1848 stellten die Abgeordneten die Weichen für ihre zukünftige Tätigkeit. Dort loteten sie auch Möglichkeiten der Umsetzung der in der Revolution formulierten demokratischen Forderungen aus. Es wurde eine Geschäftsordnung verabschiedet und Kommissionen und Ausschüsse gewählt. Zentrale Themen waren die Bildung eines deutschen Nationalstaats und die Erstellung einer gesamtdeutschen Verfassung. Abgeordnete mit ähnlichen politischen Visionen und Zielen schlossen sich zu Fraktionen (Klubs) zusammen. Sie gelten als Vorläufer der heutigen Parteien. Im ersten gesamtdeutschen Parlament prägten prominente Wortführer die parlamentarische Debatte. Obwohl viel geredet wurde, hielt die Hälfte der Abgeordneten keinen eigenen Redebeitrag. Für viele waren parlamentarische Verfahren noch Neuland. Das „Politikmachen“ musste erprobt und erlernt werden.

L’Abolition de l’esclavage dans les colonies françaises en 1848. Gemälde von François-Auguste Biard, 1848, Öl auf Leinwand, Château de Versailles.

Für ein Ende der Knechtschaft. Sklav:innenaufstände auf den Antillen

Mai 1848

Die Nachricht, dass die Revolution die „Mutterländer“ erfasste, beflügelte in den Kolonien den Kampf um Freiheit. Am 24. April 1848 verfasste der französische Politiker Victor Schœlcher ein im Hôtel de la Marine verfasstes Dekret zur Abschaffung der Sklaverei. Nur wenige Tage später hatten Aufstände auf den Antilleninseln Erfolg, auf Martinique wurde die Sklaverei abgeschafft. An Schœlcher und an die Abschaffung der Sklaverei 1848 wird noch heute in der Karibik erinnert.

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