Revolution im Schnelldurchlauf

Am 13. März trafen sich erneut Studenten in der Inneren Stadt Wiens. Vor dem Niederösterreichischen Landhaus wollten sie ihren Forderungen demonstrativ Nachdruck verleihen. Dieser Demonstration schlossen sich auch zahlreiche andere Bevölkerungsgruppen Wiens an. Um die wachsenden Proteste einzudämmen, ließ die kaiserliche Regierung das Militär aufmarschieren. Im dichten Gedränge der Inneren Stadt kam es letztlich zur Eskalation. Die Soldaten eröffneten das Feuer auf die unbewaffnete Menge. Die Reaktion hierauf war der Ausbruch schwerer Ausschreitungen in den von Arbeiter:innen dominierten Vorstädten Wiens. Tote wurden auf beiden Seiten, der Revolution als auch der Armee, verzeichnet. Noch am selben Abend musste der scheinbar allmächtige Staatskanzler Metternich, welcher das harte Vorgehen gegen die Proteste befeuert hatte, zurücktreten und aus der Stadt fliehen.

Auch in den darauffolgenden Monaten kam Wien nicht mehr zur Ruhe. Die Kaiserfamilie floh aus der Stadt, während fast überall in ihrem Reich neue Brandherde der Revolution aufbrachen. Vom vergleichsweise ruhigen Olmütz (Olomouc) in Böhmen aus, versuchten die Habsburger die Kontrolle wieder zu erlangen. Dies sollte ihnen jedoch erst ein Jahr später vollständig gelingen.

Demonstration vor dem Ungarischen Nationalmuseum am 15. März 1848. Sándor Petőfis trägt vor Ort Nemzeti Dal (Nationales Lied) vor.

Aufstände in ungarischen Städten Pest und Buda (Budapest) im März 1848

15. März 1848

Als in Wien Proteste gegen Metternich und Kaiser Ferdinand I. aufflammten, kam es auch in Ungarn zu öffentlichem Widerstand. Am 15. März fanden in den durch die Donau getrennten Städten Pest und Buda (heute Budapest) gewaltlose Massendemonstrationen statt. In der Innenstadt Pests versammelte sich eine Menschenmenge, um dem Dichter Sándor Petőfi zuzuhören. Das obige Bild illustriert die Versammlung vor dem Ungarischen Nationalmuseum.

Die revolutionären Ereignisse und Ideen, die sich im Frühjahr 1848 in ganz Europa verbreiteten, fielen in Ungarn auf besonders fruchtbaren Boden. Eine ungarische Unabhängigkeitsbewegung formierte sich, denn seit dem 16. Jahrhundert trugen die Habsburger auch die ungarische Königskrone. Ungarn war Teil ihrer multiethnischen Monarchie und wurde zunehmend in den Gesamtstaat integriert, der von Wien aus gesteuert wurde. Immer wieder flammten Kritik und Widerstand in Ungarn gegen diese Vereinnahmung auf. Die ungarischen Zielvorstellungen variierten jedoch zwischen einer neuen Verfassung für das Königreich Ungarn mit einem Habsburger als König bis hin zur vollständigen Unabhängigkeit von Wien. Letztlich überwog auf den Straßen von Buda und Pest die laute Forderung an Kaiser Ferdinand I. nach einer ungarischen Verfassung.

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