Revolution im Schnelldurchlauf

Versammlungsverbote, die auch nach der Märzrevolution in Kraft blieben, hielten Kritiker:innen der bestehenden Verhältnisse auch nach dem 18. März nicht von öffentlichen Protesten ab. Als am 14. Juni vor dem Kriegsministerium erneut der Wunsch nach Volksbewaffnung vorgetragen wurde, entwickelte sich die Stimmung zu einem explosiven Gemisch. Die Bürgerwehr, die am 19. März gebildet worden war und die Ordnung in Berlin nach dem Abzug des preußischen Militärs sicherstellen sollte, stellte sich den Protestierenden mit gezogenen Waffen entgegen. Vor dem Schloss fielen wieder Schüsse. Zwei Menschen starben, mehrere wurden verwundet. Als eine Menschenmenge, unter ihnen die Aktivist:in Lucie Lenz, das Zeughaus Unter den Linden stürmte, konnte die Bürgerwehr zwar deren Eindringen nicht verhindern, wohl aber die Erbeutung größerer Waffen- und Munitionsvorräte. Erst in der Nacht brachten Militäreinheiten die Lage unter Kontrolle.

Der Sturm auf das Zeughaus löste eine Generaldebatte über die seit dem 19. März eingesetzte Bürgerwehr aus. Demokrat:innen machten sie für die Eskalation der Gewalt verantwortlich und Konservative prangerten deren Ineffizienz an. Die 1848er Bewegung spaltete sich mehr und mehr. Die Konflikte erleichterten dem preußischen König die Rückeroberung Berlins unter General von Wrangels Führung im November 1848.

Segnung der Aufständischen vom Juni 1848, die nach Algerien aufbrechen. Zeichnung um 1848, Eugène Bazin (1799-1866), Paris, Musée Carnavalet. Bildrechte: AKG-Images.

Der Juniaufstand in Paris und die Einverleibung Algeriens

22. Juni 1848 – 12. November 1848

Nicht nur in Berlin, sondern auch in Paris zeigte sich erst im Verlauf der Revolution, welche unterschiedlichen Zielsetzungen Menschen verfolgten, die noch zu Beginn der Revolution gemeinsam für politischen Wandel auf die Straße gegangen waren. Ab dem 22. Juni 1848 kämpften Pariser Arbeiter:innen mehrere Tage gewaltsam gegen die Schließung der französischen Nationalwerkstätten, die ihnen Lohn und Brot brachten. Auf die militant vorgetragene Forderung nach einem Recht auf Arbeit reagierte die neue Regierung mit brutaler Härte: 5.000 Arbeiter:innen starben, 25.000 wurden verhaftet. 11.000 Inhaftierte wurden in die Kolonien verbannt, nicht wenige, wie das obige Bild zeigt, nach Algerien verschifft. Die Ausweisung hatte Folgen. Bereits während der Februarrevolution war gefordert worden, dass die Errungenschaften der Revolution auch für die in Algerien lebenden Franzosen gelten sollten, denn Algerien war jetzt nicht länger Kolonie sondern Teil Frankreichs.

sprungmarke-wien2