Presseschau der Revolution in Paris

22.02.-25.02.1848 Revolution in Paris

Berlinische Nachrichten 1848, 26.02. (Nummer 48) Seite 3

Bericht über den 23.: … Seit 2 Uhr erklärte sich die Nationalgarde, ober wenigsten ein Teil derselben, unter den Waffen stehend, gegen das Ministerium. … Es hat mindestens an zehn Orten Barrikaden, Cavallerie-Angriffe, einzelne Flintenschüsse der Truppen und massenweise Gewehrsalven derselben gegeben. Eine einzige dieser Salven streckte auf der Straße St. Martin sieben Personen nieder. Ein Polizeiagent ist an einen Laternenpfahl gehängt worden… Paris gewährte gestern einen Anblick, wie man seit 18 Jahren nichts Ähnliches sah. In den bedrohten Stadtteilen waren alle Läden geschlossen.

Weiterer Bericht: … Zum Glück trat zuweilen ein heftiger Platzregen ein, der die Leute verjagte. … in der Straße St. Denis und St. Martin ging es besonders lebhaft her. Ein heftiges Gewehrfeuer war dort im Gange. Auch sollen dort Kanonen gegen die Barrikaden aufgefahren worden sein…

Vossische Zeitung 1848, 28.02. Nummer 49 Vierte Beilage (Neueste Nachrichten) aus dem Extrablatt der Kölnischen Zeitung vom 25.02., übernommen aus der Independence Brüssel vom 24.02.

Schlimme Nachrichten aus Paris: … Der Bahnzug von Paris hat heute Abend weder Nachrichten noch Reisende mitgebracht. … Die Schienen der Nordbahn von Paris sind aufgebrochen worden … um die Ankunft der Truppen zu verhindern. … Die Émeute hat noch am selben Abend, die Nacht hindurch und selbst gestern Morgen wieder gewütet. …das Volk durchwogt in Massen mit Fackeln die Straßen. Man singt patriotische Hymnen und fährt fort zu rufen „Es lebe die Reform!“… fünfzig Personen wurden getötet oder verwundet … Um Mitternacht hat das Volk die Türen der Kirche Notre Dame gesprengt und die ganze Nacht hindurch hat die Sturmglocke geläutet.

Allgemeine preussische Zeitung 1848, 27.02. (Nummer 58) Seite 530

Telegraphische Depesche: Paris war in der Nacht vom 22. zum 23. ziemlich ruhig, das Militär hat ferneren Aufstand verhütet. Der Aufruhr erneuerte sich am 23., jedoch nicht sehr ernstlich. Um 3 Uhr ist Graf Molé mit der Bildung eines neuen Ministeriums beauftragt worden.

Allgemeine preussische Zeitung 1848, 28.02. (Nummer 59) Seite 539-540

zweiseitiger Bericht

… Ernste Unordnungen sind gestern in den Vierteln von Paris ausgebrochen… Eine Kolonne Meuterer zog nach dem Hotel des auswärtigen Ministeriums unter dem Geschrei: „Es lebe die Reform! Nieder mit Guizot!“…

Berlinische Nachrichten 1848, 01.03. (Nummer 51) Seite 2 (Neueste Nachrichten)

Bericht der Kölnischen Zeitung vom 28.02., Die Ruhe in Paris hergestellt

Paris, 24.02.: Proklamation „Der König dankt zu Gunsten des Grafen von Paris ab, mit der Herzogin von Orleans als Regentin. Allgemeine Amnestie. Auflösung der Kammer.“

„An die Bürger von Paris! Es ist eine große Revolution vollbracht worden.“

Berlinische Nachrichten 1848, 02.03. (Nummer 52) Seite 3 (Neueste Nachrichten)

Zug mit 5 Briefen Pariser Correspondenten aus Lüttich eingetroffen

Illustrierte Zeitung 1848, 04.03. (Nummer 244) Seite 156-157

Die Pariser Ereignisse vom 22. bis 25. Februar 1848 (zweiseitiger Bericht mit Abbildung)

Locomotive 1848, 01.04. (Nummer 1) Seite 3

Die Republik Frankreich, dieses Hühnerauge am Fuße der europäischen Monarchien, nimmt täglich zu an Weisheit, Tugend und Gnade bei Gott und den Menschen…

Folgetagung Jubiläumsnetzwerk 1848/49

22.-23.09.2022 Frankfurt am Main

Download des Tagungsbandes

Offene Gesellschaften sind fragil. Das wird gerade heute wieder augenfällig. Die zweite Jahrestagung des Jubiläumsnetzwerks „175 Jahre Revolution 1848/49“ diskutiert begünstigende und gefährdende Faktoren für die Initiierung und Verstetigung demokratischer Prozesse. Welche Akteur:innen brachten in den Revolutionsjahren um 1848 Freiheitsrechte, breite politische Beteiligung und soziale Gerechtigkeit voran, welche standen ihnen im Wege?

Wissenschaftliche Befunde zu diesen Fragen können erst dann Wirkkraft entfalten, wenn sie in die Öffentlich- keit hineingetragen werden. Die Tagung stellt deshalb spannende Vermittlungsformate für Demokratiegeschichte aus den Feldern Museum, Ausstellung, Gedenkstätten, außerschulische Bildung, Tourismus und Städtemarketing zur Diskussion.

Eine Veranstaltung des Gedenkortes Friedhof der Märzgefallenen in Kooperation mit der Bundesarchiv-Erinnerungsstätte für die Freiheitsbewegungen in der deutschen Geschichte, dem Historischen Museum Frankfurt und der KulturRegion FrankfurtRheinMain.

Unter dem Motto „Wie nach 175 Jahren den Meilenstein der Demokratiegeschichte vermitteln?“ stellen Expert:innen mit Blick auf das 2023/24 anstehende Jubiläum aktuelle Ansätze der Demokratiegeschichte und deren Vermittlungsformate aus den Feldern Museum, Ausstellung, Gedenkstätten, außerschulische Bildung, Tourismus und Städtemarketing zur Diskussion.

Begrüßung durch Dr. Jan Gerchow (Historisches Museum Frankfurt) und Einführung mit Dr. Susanne Kitschun (Friedhof der Märzgefallenen) und Dr. Dorothee Linnemann (Historisches Museum Frankfurt)
Die Revolution von 1848/49 als Thema der Demokratiegeschichte von Prof. Dr. Detlef Schmiechen- Ackermann & Abelina Junge, M.A.
Demokratie im Kommen: Ein „Haus der Demokratie“ für alle? Von Ben Christian
Postheroische Demokratiegeschichte – und nie wieder Revolutionsgeschichte? Von Prof. Dr. Ute Daniel
https://vimeo.com/761057300
Von der Strasse aufs Handy – Potentiale der Vermittlung der Revolutionsgeschichte in den Sozialen Medien von Felix Fuhg
Digitale Revolution in und um die Paulskirche
von Philipp Sturm und Dr. Markus Häfner

Ein audiovisueller
Blick in die Geschichte der Demokratie – Herausforderungen und Chancen von Webvideos in der politischen Bildungsarbeit
von Dr. Josephine Schmitt
Chancen und Grenzen populärer Vermittlung (Reenactment)
– ein Streitgespräch zwischen Dr. Ulrike Jureit und Prof. Dr. Wolfgang Hochbruck

Revolution im Schnelldurchlauf

Das Hambacher Fest am 27. Mai 1832. Gemälde, vermutlich 1948, von Hans Mocznay (1906-1996). Berlin, Deutsches Historisches Museum.

Europa im Umbruch

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Wie ein Lauffeuer verbreitete sich Mitte Februar 1848 in Europa die Nachricht über eine erneute Revolution in Frankreich. Bereits im Vormärz organisierten sich Kritiker:innen der überkommenen politischen und sozialen Verhältnisse – wie auf dem oben abgebildeten Hambacher Fest (1832) – aus ganz Europa. Sie formulierten gemeinsame Ziele und dachten Europa neu. In Paris gingen am 12. und 13. Februar Studenten und Arbeiter:innen auf die Straßen, um für ein allgemeines Wahlrecht zu kämpfen. Am 24. Februar dankte der als Bürgerkönig bekannte Louis Philippe I. ab. Das Ende seiner Herrschaft gab für Demokrat:innen in ganz Europa den Anstoß, in ihren Ländern aufzubegehren.

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