Revolution im Schnelldurchlauf

Die Solidarität mit den Aufständischen in Ungarn blieb nicht nur auf die Zivilgesellschaft begrenzt. Soldaten liefen über und verweigerten den Dienst. Historiker:innen schätzen die Zahl der am Oktoberaufstand Teilnehmenden auf 100.000 Personen. Der amtierende Kriegsminister Graf Theodor Latour forderte ein entschlossenes Vorgehen gegen die Protestierenden und hielt an den Gegenmaßnahmen fest. Revolutionäre Kräfte stürmen das Kriegsministerium. Latour wurde dabei auf offener Straße gelyncht.

In der Stadt kam es zu schweren Zusammenstößen zwischen der Nationalgarde und dem Militär auf der einen Seite und protestierenden Arbeiter:innen und Studenten auf der anderen Seite. Vor allem wurde die Leopoldstadt von Straßenschlachten heimgesucht. Die Lage war so unkontrolliert, dass Kaiser Ferdinand I. mit seinem Hof erneut fliehen musste. Auch weite Teile des Wiener Großbürgertums verließen die Stadt.

Am 14. Oktober begann die Gegenoffensive von kaisertreuen Einheiten. Angeführt wurde sie von Feldmarschall Alfred zu Windisch-Graetz, der bereits erfolgreich den oben behandelten Prager Pfingstaufstand niedergeschlagen hatte. Wien wurde belagert. Am 28. Oktober lief ein 24-stündiges Kapitulationsultimatum ab. Der Angriff auf die Stadt erfolgte kurz darauf. Demokrat:innen aus dem Ausland, darunter der Nationalratsabgeordnete Robert Blum und Jozef Bem eilten zur Unterstützung in die Stadt an der Donau. Eine weiße Fahne am Stephansdom markierte am 1. November das Ende des Oktoberaufstands und der revolutionären Erhebungen in Wien des Jahres 1848. Schätzungsweise kamen bis zu 4.000 Menschen in den Gefechten ums Leben, weitere – wie Robert Blum – wurden standrechtlich erschossen.

Proklamation der Römischen Republik am 9. Februar 1849. Litografie von Dante Grabriel Rossetti, 1861, Staatsbibliothek für Moderne und Zeitgenössische Geschichte Rom.

Die Revolution im Kirchenstaat. Die „Römische Republik“ unter Mazzini und Garibaldi

15. November 1848 – 30. Juni 1849

Das Aufbegehren gegen Fremdherrschaft, für Unabhängigkeit und für ein geeintes Italien ließ auch die heutige Hauptstadt Rom nicht unberührt, welche damals das Zentrum des Kirchenstaates darstellte. 1848 bekleidete Papst Pius IX. das Amt des Pontifex und zog wegen seiner Neutralität gegenüber Österreich den Unmut der Revolutionär:innen auf sich, die ihn als „Feind des Vaterlandes“ bezeichneten. Am 15. November ermordeten Aufständische den päpstlichen Premierminister Pellegrino Rossi auf der Treppe des Palastes der Canellaria von Santo Constantini. Mit Gesängen wie „Gelobt die Hand, die heute den Rossi erstach“ zogen sie durch den Kirchenstaat.

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Überall in Europa löste die Ermordung Rossis unter Konservativen und gemäßigten Kräften der Revolution große Bestürzung und Sorgen aus. Der Kirchenstaat galt wegen seiner „göttlichen Legitimation“ als feste Säule der weltlichen Ordnung. Das Vordringen der Revolution bis in den Vatikan wurde von Konservativen als neue Qualität der Bedrohung betrachtet. Am Tag nach der Ermordung belagerten revolutionäre Kräfte den Quirinalspalast, in dem sich der Pius IX. aufhielt.

Ziel der Protestierenden war es, Rom zu einer Republik zu machen. In der Nacht vom 23. auf den 24. November 1848 flüchtete Pius IX. – als Priester verkleidet – bei Nacht und Nebel Richtung Neapel. Unterschlupf fand Pius in Gaeta. In Rom formierte sich jetzt die Republik. Am 21. Januar 1849 fanden freie Wahlen statt. Eine verfassungsgebende Versammlung folgte.

Die konservativen europäischen Mächte blickten mit großer Sorge nach Rom. Als Reaktion übten sie militärischen Druck auf die Republik aus. Wien mobilisierte seine Truppen und konnte den Republikaner:innen am 23. März 1849 in der Schlacht bei Novara eine erhebliche Niederlage zufügen. Im April 1849 erreichten französische und spanische Truppen die Ewige Stadt. Ihr Ziel war es, dem Papst wieder zur Macht zu verhelfen. Die Anführer der Republik kapitulierten am 30. Juni 1849. Am 3. Juli 1849 war Rom endgültig zurückerobert worden. Zentrale Akteure der italienischen Einigungsbewegung wie Giuseppe Garibaldi mussten ins Exil fliehen.


Freischärler im Gefecht bei Kirchheimbolanden 1849. Der Kampf der 17 tapferen Turner und Freischärler bei Kirchheimbolanden am 14. Juni 1849; Lithographie nach Augenzeugenberichten; publiziert 1880 im Verlag Paul Stumpf, Mainz.

Pfälzer Aufstand

2. Mai 1849 – 19. Juni 1849

Als die Revolution an vielen Orten Europas Mitte des Jahres 1949 bereits niedergeschlagen oder zumindest ins Stocken geraten war, begann auf dem Gebiet des Deutschen Bundes eine erneute Protestwelle. In vielen Staaten forderten Demokrat:innen die Anerkennung der Verfassung, die am 28. März 1849 von der Nationalversammlung in der Paulskirche verabschiedet worden war – so in der bayrischen Pfalz im Mai und Juni 1849. Dabei forderten sie die Abspaltung der Pfalz vom Königreich Bayern.

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